Baumtraum auf dem Paulusplatz

26.11.2025

Paulusplatz wird grünes Pilotprojekt

Neun Personen stehen vor einem Bagger. Rund herum hat der Bagger bereits tiefe Löcher ausgegraben.

Noch gibt es auf dem Paulusplatz tiefe Baugruben, doch bereits Ende Januar sollen hier mehrere große Bäume stehen. Die Beteiligten freuen sich über das Pilotprojekt.

(heb) Aktuell türmen sich auf dem Paulusplatz Berge von Erde, klaffen riesige Löcher im Boden, sperrt ein hoher Bauzaun das Areal ab. Der bisher hauptsächlich mit Schotter bedeckte Stadtteilplatz zwischen Pauluskirche und dem Gestaltungscampus der Hochschule wird umgestaltet. Neun neue Bäume werden hier in den nächsten Wochen gepflanzt. Mit einer Höhe von drei bis fünf Metern sollen sie den neuen Charakter des Platzes schon bald sicht- und spürbar machen.

Damit der neue Platz auch die Bedürfnisse der Studierenden des angrenzenden Campus für Gestaltung der Hochschule trifft, gab es im Vorfeld ein Gespräch mit Hochschulvertretenden, erzählt Julian Lehnart, Leiter des Amts StadtRaum: „Wir wollen mit neuen Bäumen und verschiedenen Tisch-Bank-Kombinationen einen Ort schaffen, an dem man sich gerade im Sommer gerne aufhält und der auch für Lernphasen im Freien gut geeignet ist.“

Ausgesucht wurden Baumarten, die gute Chancen haben, den veränderten klimatischen Bedingungen zu trotzen und auch unter den teils widrigen Bedingungen einer städtischen Umgebung gesund zu bleiben. Gepflanzt werden zum Beispiel die Arten Esskastanie, gelbblühende Kastanie, Rotahorn, französischer Ahorn, Elsbeere und ein Urweltmammutbaum. Die neun großen Bäume werden den gesamten Platz einnehmen, zusätzlich sollen im Randbereich vier weitere Bäume in Pflanzkübeln aufgestellt werden. Die zwei bestehenden Bäume bleiben erhalten.

Die eigentliche Innovation an dem Projekt wird sich am Ende allerdings unsichtbar, gut einen Meter unter der Oberfläche befinden: Zum einen werden Feuchtigkeitssensoren rund um die Wurzeln der Bäume messen, wann es wieder Zeit für die nächste Bewässerung ist. Diese Sensoren gibt es bereits an mehreren Stellen in der Stadt. Zum anderen kommt an dieser Stelle nun erstmals ein zusätzliches KI-basiertes, automatisches Bewässerungssystem zum Einsatz. Ist der Boden rund um die Bäume zu trocken, heißt es dann unter der Erde „Wasser Marsch!“. Verwöhnt werden sollen die Bäume auf diese Art allerdings nicht: Indem die oberen Erdschichten bewusst trocken gelassen werden, sollen die Bäume langfristig dazu angeregt werden, Wurzeln in die Tiefe zu bilden und dort auf natürliche Art Wasser aus tieferen Schichten anzuzapfen.

„Da sind wir gespannt, wie das funktioniert“, sagt Abteilungsleiter Christian Thesen: „Das ist die erste Fläche in der Stadt, wo wir das alles vollautomatisiert machen. Das wird auch zukunftsweisend sein für neue Projekte, zum Beispiel den Rautenstrauchpark.“ Der Paulusplatz sei ein idealer Ort für dieses Pilotprojekt, führt Thesen weiter aus: „Durch die Bebauung und den vielen Asphalt ist das hier eine Hitzeinsel, also klimatisch gewissermaßen ein Extremstandort – da lassen sich solche Systeme ganz gut einmal kleinräumig testen.“

Während Stadtbäumen in der Vergangenheit oft nur wenige Kubikmeter Erde zur Durchwurzelung zur Verfügung standen, weiß man heute um die Bedeutung von ausreichend großem Wurzelraum für die Widerstandsfähigkeit der Bäume. So messen die ausgehobenen Löcher auf dem Paulusplatz nicht nur ganze 22 Kubikmeter, es werden auch Verbindungen zwischen den Wurzelräumen geschaffen, damit die Bäume über das Erdreich miteinander kommunizieren können.

Baudezernent Thilo Becker freut sich über die Förderung des Landes, die dieses Projekt durch das Kommunale Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (KIPKI) erst möglich gemacht hat: „Wir möchten diese Mittel jetzt dafür nutzen, um diesen Platz zu begrünen und klimaangepasst zu machen. Der Platz wird so einen ganz anderen Charakter bekommen und gerade im Sommer einen schönen Aufenthaltsort für das gesamte Umfeld, für die Hochschule, die Studierenden, aber natürlich auch alle anderen Menschen in der Stadt bieten“, so Becker. Die Kosten des Projekts in Höhe von 177.000 Euro werden vollständig vom Land getragen. Die Baumaßnahmen sollen bis spätestens Ende Januar abgeschlossen sein.

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